Selbstbestimmtes Wohnen im Alter

Rund 40 Personen aus Salzburg und den benachbarten Landkreisen Berchtesgaden und Traunstein waren Ende September der Einladung der Gemeindeentwicklung zum Vernetzungstreffen der organisierten Nachbarschaftshilfen gefolgt. Darunter Vertretungen von Senior:innengemeinschaften, Sozialen Hilfsdiensten, Christlichen Seniorenwohngemeinschaften, von der Nachbarschaftshilfe „Wir gemeinsam“, von Freiwilligenagenturen und Bewohnerservicestellen sowie Sozial- und Seniorenbeauftragte aus Gemeinden in Bayern und Salzburg, aber auch Vertretungen aus Politik und Verwaltung. Der Bedarf nach Vernetzung und Austausch ist offensichtlich vorhanden.

Treffpunkt war die „Lebenswelt Aigen“, eine barrierefreie und verkehrsberuhigte Wohnanlage des Diakoniewerks für ältere Menschen, junge Familien und Menschen mit Behinderung. Eine Wohnkoordination fördert den Austausch und berät bei verschiedenen Anliegen. Das Betreute Wohnen bietet ein sicheres Umfeld, das im Bedarfsfall Unterstützungsleistungen organisiert. Nach der Besichtigung standen die Seniorengenossenschaft Riedlingen sowie die Vereine „Generationenbund BGL“ und „Generationen Füreinander BGL“ im Mittelpunkt des Vernetzungstreffens.

Generationen Füreinander BGL

„Generationen Füreinander BGL“ ist ein eingetragener Verein und versteht sich als Selbsthilfeeinrichtung, die Hilfe für Senioren durch aktive Senioren und weitere Mitglieder des Vereins organisiert. Über ihre Geschäftsstelle baut sie ein Netz auf, in dem helfende Mitglieder an Hilfe suchende Mitglieder vermittelt werden. Der Hilfeleistungskatalog ist umfänglich und beinhaltet unter anderem Begleitungen zum Arzt oder Einkaufen, im begrenzten Umfang hauswirtschaftliche Hilfen und leichte Reinigungsarbeiten sowie Spaziergänge, Unterhaltungen zu Hause oder Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. Einen stetig steigenden Umfang nimmt inzwischen auch die Entlastung von Angehörigen demenzkranker Personen ein. Für ihre geleisteten Stunden erhalten die Helfenden eine Aufwandsentschädigung.
Der Verein wurde 2014 in Anwesenheit von 66 Personen gegründet und feiert somit heuer sein 10-jähriges Jubiläum. Unter dem Motto „Helfen und Geholfen werden“ erfuhr der Verein im Laufe der Jahre eine Dynamik, die zum damaligen Zeitpunkt nicht vorhersehbar war. So werden in diesem Jahr vorausblickend über 10.000 Hilfeleistungsstunden erbracht, die für die Hilfesuchenden sehr oft das Leben zu Hause erst weiterhin möglich machen. Auch die Anzahl der Mitglieder ist in den letzten Jahren auf über 1.000 kräftig gewachsen.
Mehr als zwei Drittel der Helferleistungsstunden können über einen an die Hilfesuchenden gewährten Zuschuss von monatlich 125 Euro direkt bei den Pflegekassen abgerechnet werden. Dazu sind ausgebildete Helfer Voraussetzung, die in 30-stündigen Seminaren geschult werden.

Der Vereinsvorstand ist zusätzlich sehr bemüht, das oft eintönige Alltagsleben seiner Mitglieder von Zeit zu Zeit zu durchbrechen. Vereinsfeste, wie eine Weihnachtsfeier, das Grillfest oder der Vereinsausflug sind feste Bestandteile im Jahreskalender. Regelmäßig werden Spielenachmittage, gemeinsames Singen und ein Generationencafé angeboten, was von den Mitgliedern gerne genutzt wird. Wichtig sind dem Verein aber auch Veranstaltungen mit aufklärendem Charakter, wie angewandte Kriminalität bei Senioren oder Vorträge gemeinsam mit dem Pflegestützpunkt des Landkreises Berchtesgadener Land.
Finanziell getragen wird der Verein von den Gemeinden des Talkessels Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Bischofswiesen, Ramsau und Marktschellenberg, dem Landkreis Berchtesgadener Land, Mitgliedsbeiträgen und Entgelten aus Hilfeleistungen sowie Spenden der örtlichen Firmen, Institutionen und Vereinsmitgliedern.

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Ein Ausflug führte Helfende und Betreute vor kurzem gemeinsam nach Bad Ischl.
Foto: Günter Wolf

Generationenbund BGL

Der „Generationenbund BGL“ vermittelt als gemeinnütziger und mildtätiger Verein auf Landkreisebene Leistungen der klassischen Nachbarschaftshilfe. Diese Leistungen werden von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern erbracht, die ebenso wie die hilfebedürftigen Menschen Mitglied des Vereines sind. Solche Hilfen werden grundsätzlich nur für Menschen erbracht, die auf Grund ihres Alters oder körperlicher oder geistiger Gebrechen dieser Hilfen bedürfen. Daneben erbringt der Generationenbund Entlastungsleistungen für Menschen mit einem Pflegegrad und rechnet diese Leistungen auch dann direkt mit den Pflegekassen ab. Pflegerische Leistungen werden nicht erbracht.
Typische Hilfeleistungen sind dabei Besorgungen, Begleitungen (Arzt, Einkauf, Behörden), Hilfen im Haushalt (handwerklich, Formulare, Reinigung, Kochen), aber auch gemeinsame Unternehmungen, Gespräche, Gartenarbeit sowie Hilfe bei der Bedienung moderner Medien. Die bei pflegebedürftigen Menschen eingesetzten Helferinnen und Helfer bedürfen einer Schulung sowie laufender Fortbildung.

Daneben betreibt der Generationenbund Seniorencafés in Bad Reichenhall, Laufen und Freilassing und bietet wöchentliche Sprechstunden in Bad Reichenhall, Freilassing und Anger an, dort zusätzlich mit Sozial- und Pflegeberatung. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer erhalten für ihren Einsatz eine Entschädigung im Rahmen der steuerfreien Beträge, gestaffelt nach Art des Einsatzes oder nach der Schwere der Tätigkeit.

Der Verein wurde 2015 gegründet und weist heute rund 1.700 Mitglieder auf. 2023 wurden auf diese Weise 12.600 Stunden an Hilfe geleistet und mit der ehrenamtlichen Entschädigung abgerechnet. Damit findet kein Geldfluss o.ä. (auch keine Sachzuwendungen) zwischen Helfenden und Hilfebedürftigen statt.
Insgesamt zählt der Verein derzeit 437 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer – Tendenz steigend.
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Die Helferinnen und Helfer treffen sich regelmäßig zum gegenseitigen Austausch, aber auch für Anregungen an den Vorstand und zur Pflege der Geselligkeit – hier kürzlich in Freilassing im Pfarrsaal.
Foto: Günter Wolf