05.08.2024
Geschenkte Augenblicke
In Großarl und Hüttschlag wurden im Rahmen des Projekts „Geschenkte Augenblicke“ Menschen mit einer demenziellen Diagnose über einen längeren Zeitraum validierend begleitet. Die Gemeindeentwicklung leistete finanzielle Unterstützung.
Geschenkte Augenblicke
In Großarl und Hüttschlag wurden im Rahmen des Projekts „Geschenkte Augenblicke“ Menschen mit einer demenziellen Diagnose über einen längeren Zeitraum validierend begleitet. Die Gemeindeentwicklung leistete finanzielle Unterstützung.
Jeder Mensch ist wertvoll und einzigartig: Vor kurzem ging das von der Gemeindeentwicklung mitfinanzierte Projekt der Gemeinden Großarl und Hüttschlag zu Ende. Menschen mit einer demenziellen Diagnose wurden validierend begleitet, und für pflegende Angehörige gab es Beratungsgespräche und Vorträge. Zudem sind in der gemeinsamen Aktion von professioneller Gesprächsbegleitung und Fotografie beeindruckende identische Bilder der begleiteten Menschen entstanden. Diese wurden beim Abschluss im SeneCura Sozialzentrum Großarl ausgestellt.
Was ist Validation?
Validation ist eine Kommunikationsmethode, die den Umgang mit dementen Personen erleichtert. Sie lehrt, die Wirklichkeit des desorientierten Menschen zu verstehen und legt den Fokus auf eine individuelle Betreuung der bzw. des Demenzbetroffenen. Die nonverbale Verständigung spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die verbale. Ziel dieser Methode ist es, dementen Menschen mit Würde und Respekt gegenüberzutreten, Vertrauen zu schaffen und ihnen ihr Selbstwertgefühl zurückzugeben.
Die amerikanische Gerontologin Naomi Feil brachte die Validationstechnik 1990 in den europäischen Raum. Sie verfolgte den Ansatz, dass Demenzerkrankte nicht abgeschlossene Lebenssituationen in immer wiederkehrenden Fragen, Sätzen oder Handlungen verarbeiten. Sie werden bevormundet und ihre Gefühle werden häufig missverstanden oder gar ignoriert. Validation lässt Verhalten und Gemütszustände Demenzbetroffener anders verstehen. Durch die Methode würde dementen Personen, laut Feil, Sicherheit vermittelt und somit ein Wohlgefühl ausgelöst werden.
Pflegende Angehörige sowie einschlägiges Personal berichten, dass sie Verbesserungen in der Verständigung und beim Gemütszustand der Demenzbetroffenen feststellen konnten.
Wissens- und Beachtenswertes
Vier Grundsätze sind in der Begleitung von an Demenz erkrankten Personen wichtig:
- Akzeptanz und Wertschätzung
- Würde bewahren
- Einfühlung und Empathie
- spürbar ehrlich und authentisch sein
So können Konflikte in der Kommunikation vermieden werden:
- Dem verwirrten Menschen nicht widersprechen.
- Die Kommunikation soll ruhig, verständlich, wertschätzend ablaufen.
- Eindeutige und einfache Fragen stellen: Wer? Was? Wie? Wo? Wann?
- Die Frage „Warum?“ soll vermieden werden.
- Betroffene Menschen stets von vorne und in gleicher Augenhöhe ansprechen.
- Schreien vermeiden.
- Die Zeit geben, die die Person zum Antworten braucht, sodass er bzw. sie die Möglichkeit hat, zu verstehen und zu verarbeiten.
- In kurzen Sätzen sprechen, sodass pro Satz nur eine Mitteilung ausgesprochen wird.
- Neben Worten auch nonverbale Kommunikation nützen (Gestik, Tonfall, Körperhaltung).
- Auf die Sprache des verwirrten Menschen eingehen (z.B. Dialekt).
Auch die Bücherei Großarl war beim Abschluss mit einem Buchtisch zum Thema vertreten und stellte begleitende, entlastende Literatur im Umgang mit desorientierten und älteren Menschen vor.
Die Besucherinnen und Besucher waren vor allem von den Portraits, die im Laufe des Projekts mit validierender Gesprächsbegleitung entstanden sind, emotional sehr berührt. Die Klänge von „WIWAGS“ begleiteten durch den Abend und fanden mit letzten Darbietungen auf der Terrasse des Hauses als Gruß an alle Heimbewohnerinnen und Heimbewohner, die nicht anwesend sein konnten, ihren Abschluss.
Der Wunsch, das Thema demenzielle Erkrankungen ein Stück weit zu enttabuisieren und ältere Menschen wertschätzend in den Mittelpunkt zu stellen, hat sich erfüllt.
Kontakt
Dr. Anita Moser
Tel: 0662-872691-18
E-Mail: [email protected]
Fotos: MEDIArt & GE