17.08.2022
Frauensalon: Jetzt … oder nie!
„Jetzt oder nie!“, hat sich sicherlich die eine oder andere von Ihnen schon gedacht. Zwei Frauen – Christina Roth und Renée Schröder – haben es gewagt und die Beweggründe dieser beiden waren Anfang Juni Thema des 37. Salzburger Frauensalons.
Jetzt … oder nie!
Frauensalon-Blitzlichter
„Jetzt oder nie!“, hat sich sicherlich die eine oder andere von Ihnen schon gedacht. Zwei Frauen – Christina Roth und Renée Schröder – haben es gewagt und die Beweggründe dieser beiden waren Anfang Juni Thema des 37. Salzburger Frauensalons.
Ein Text von Brigitte Singer
Renée Schroeder hat die Laborpipette mit der Heugabel getauscht. Die Molekularbiologin wollte weiches Gras statt Beton unter ihren Füßen spüren. Sie zog nach Abtenau, um als „Kräuterhexe“ zu wirken. Davor bewältigte die Wissenschafterin noch eine Challenge: Ihr fehlte die Ausbildung für einen landwirtschaftlichen Betrieb. Und das schilderte sie beim Frauensalon sehr eindrücklich, welche Hürden bürokratischer Natur hier zu bewältigen waren. Der Leierhof hatte es ihr angetan und vor allem die Faszination, hier – auf über 1.100 Meter – alles einfach wachsen zu lassen.
Heugabel statt Laborpipette
Und vieles entsteht einfach aus dem Moment heraus und durch Ausprobieren. Zum Beispiel gibt es einen HollerGin. Renée Schröder wollte den Holler nicht wegwerfen und vermengte ihn einfach mit dem Gin, der schon ewig im Labor rumgestanden war … und ein neues Produkt war geboren. Genauso kommen ihr die Ideen für Salben und Kräuterseifen in den Sinn, die sie aus der Situation heraus kreiert. Beinwellsalbe, Zinnkrautsalbe, Schafgarbensalbe und vieles mehr. Das Labor am Bauernhof ist ihr sehr wichtig. Sie gibt Kurse, stellt Öle, Tees, Seifen her und staunt jeden Tag über die Natur. Oft durch Beobachten von dem, was erfahrene Nachbarn und Bauern in ihrem Umfeld jahrelang machen und wissen. Vor allem die erfrischende Art, mit der sie an die Sache herangeht, begeisterte die Frauen beim Frauensalon.
Auch die vielen Steine, die sie in ihrer einzigartigen Karriere als Biochemikerin und Leiterin der Akademie der Wissenschaften überwunden hat. Simone de Beauvoir und viele weitere Feministinnen waren für sie ständige geistige Begleiterinnen. Denn männliche Ärgernisse gab es genug. Hier hatte sie den Vorschlag parat, einfach eine Shitlist zu führen und diese öffentlich aufzuhängen. Jeder, der ihr sexistisch kam oder sie als Frau ausbootete, war darauf zu finden. Allerdings nicht unversöhnlich. Man konnte sich auch „runterarbeiten“, was ihr wiederum neue Möglichkeiten eröffnet hat. Sie hat 2 Söhne und gemeinsam mit deren Familien setzt sie das Projekt Leierhof um.
Spannende Themen haben auch ihre Arbeit als erfolgreiche Autorin geprägt. Das neue Buch erscheint im Sommer: Was ist Leben? Die Geschichte des vielseitigen Moleküls RNA. Und ihre neue Leidenschaft ist das Marktfahren nach Golling, Kuchl, Scheffau. Dort diskutiert sie gerne mit den Menschen – über die Natur, Windbäume, Covid, ihre Produkte und vieles mehr.
Chefin mit Leidenschaft fürs Handwerk
Die Beharrlichkeit, ihre Pläne zu verfolgen, und die Neugier auf Situationen und Menschen teilt Renée Schröder mit Christina Roth. Christina zog es aus der Businesswelt in die Lederwerkstatt. Sie arbeitete als Projektmanagerin bei Red Bull, hat gut verdient, aber immer auch die Leidenschaft fürs Handwerk gehabt und über einige Jahre das Projekt mit der Ledermanufaktur verfolgt. Nunmehr ist sie in Österreich die einzige Frau im Sattlergewerbe und bildet auch aktuell den einzigen Lehrling im ganzen Land aus. Christina Roth residiert in der Getreidegasse.
Sie ging beim bekanntesten Ledermeister Japans in die Lehre. Jetzt ist sie ihre eigene Chefin. „Online ist sehr wenig Wissen abrufbar“, erklärte sie den zahlreichen Besucherinnen des Frauensalons. „Es gibt manches in alten Büchern, die es aber erst einmal zu finden bzw. zu entziffern gilt. Und wenn man sich das meiste selbst beibringen muss, stößt man immer wieder auf neue Herausforderungen“. Auch die nötigen Maschinen sind sehr selten zu finden und dementsprechend alt. Nur mehr wenige Handwerker sind noch in der Lage, solche Maschinen zu reparieren, und oft haben sie auch gerade keine Zeit. Selbst steht Christina Roth aber unter Zeitdruck, weil die Kundschaft bereits auf die Ware wartet …
Trotz allem hat Christina Roth „den schönsten Beruf auf der ganzen Welt“, bei dem schwerste körperliche Arbeit und feinste Handarbeit verbunden sind. Sie würde niemals mehr etwas anderes machen wollen.
Zwei absolute Powerfrauen haben den Besucherinnen des Frauensalons einen einzigartigen Abend beschert, der mit der Musik von Liber Tango und ausgelassenem Tanzen feierlich endete.
Und nicht zu vergessen: Der Gruß aus der Küche setzte das Thema kulinarisch perfekt um: Jetzt oder nie – Überraschung inbegriffen! … und entlockte allen Frauen ein wahres WOW!
Kontakt:
DSA Mag. Brigitte Singer
Tel: 0662-972691-15
E-Mail: [email protected]
Beim 37. Salzburger Frauensalon waren Christina Roth (sitzend li.) und Renée Schröder (sitzend re.) zu Gast. Im Bild mit den Salonieren (v.li.) Ulli Stefflbauer (Frauenbüro Stadt Salzburg), Brigitte Singer (Salzburger Bildungswerk), Elisabeth Kraus (St. Virgil), Christine Sablatnig (Katholisches Bildungswerk) und Maria Haberl (Referat Frauen, Diversität, Chancengleichheit Land Salzburg). Kulinarisch wurden wir mit einem Happen aus der Molekularküche versorgt.
Fotos: Salzburger Bildungswerk
Über den Salzburger Frauensalon
Der Frauensalon greift die Salontradition wieder auf. Das Leben von Frauen, ihre Taten, Vorhaben und Ansichten sollen sichtbar werden, um aus ihnen Kraft für Veränderungen zu schöpfen. Der feministische Blick auf gesellschaftliche Teilhabe von Frauen wird in diesem einzigartigen Format nur für Frauen – zweimal im Jahr – sichtbar. Dabei ist der Salzburger Frauensalon eine Initiative des Salzburger Bildungswerkes und wird in langjähriger Zusammenarbeit mit dem Land Salzburg (Referat Frauen, Diversität, Chancengleichheit), dem Frauenbeauftragtencenter der Stadt Salzburg, mit St. Virgil und dem Katholischen Bildungswerk (KBW) Salzburg geplant und durchgeführt.