29.10.2024
Einmal mitmischen bitte!
Das Projekt „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ ist in den Gemeinden Unken und Hof bei Salzburg in die erste Runde gegangen. Es kann Gemeinden helfen, den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern zu stärken.
Einmal mitmischen bitte!
Das Projekt „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ ist in den Gemeinden Unken und Hof bei Salzburg in die erste Runde gegangen. Es kann Gemeinden helfen, den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern zu stärken.
Demokratie beginnt im Kleinen: Wie kann ich mich in der Gemeinde einbringen? Was macht eigentlich der oder die Bürgermeister:in? Und wofür setzt sich die Gemeindevertretung ein? Wenn es um Kommunalpolitik geht, sind oft viele Fragen offen. Das weiß Florian Juritsch, Bürgermeister von Unken. Er nimmt deshalb als erster mit seiner Gemeinde am Projekt „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk teil. Das Projekt begeistert Bürgerinnen und Bürger spielerisch für Demokratie und bringt ihnen politische Prozesse näher. Das Ergebnis? Eifriges Diskutieren, Mitmischen und Vorfreude auf das kommende Demokratie-Pub-Quiz.
Demokratiebildung am Beispiel der Gemeinde Unken
„Ich denke, es gibt keinen Bürgermeister, der noch keinen anonymen Drohbrief bekommen hat“, sagt Juritsch. „Der Bürgermeister kann und darf nicht über alles alleine entscheiden.“ Er hat daher zu einem Bürgerforum eingeladen und einen Vortrag zur politischen Bildung mit Alexander Glas von der Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk organisiert.
Am Tag des Bürgerforums Anfang Oktober stehen Thementische im Gemeindesaal. Jede:r kann mit Gemeindevertreter:innen diskutieren und eigene Ideen einbringen, die bei künftigen Entscheidungen berücksichtigt werden sollen. Außerdem liegt ein großes Gemeinde-Puzzle auf, das zeigt, worum sich die Gemeinde kümmert. Im Anschluss hält Dr. Armin Mühlböck, Politikwissenschaftler der Universität Salzburg, den Vortrag „Politik hinter und vor der Haustür“. „Die Menschen schätzen vor allem die positive Atmosphäre“, erzählt Juritsch. „Bei einer klassischen Gemeindeveranstaltung hält der Bürgermeister oft einen frontalen Vortrag. Danach kommen Fragen und Meldungen aus dem Publikum, die nicht immer für alle relevant sind. Außerdem kommen nicht so viele Menschen zu Wort, denn nicht jeder will ein Statement vor einer großen Gruppe abgeben.“ Das Angebot „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ sieht er als große Unterstützung für Gemeinden und findet, dass jede Gemeinde dieses einmal durchgeführt haben sollte: „Das Projekt ist niederschwellig, kostet nichts, ist einfach zu organisieren und fördert das Verständnis der Menschen für Demokratie und die Freude am Mitwirken.“ Die Gemeinde will als nächstes das Demokratie-Pub-Quiz aus dem Projekt veranstalten.
Fotos: GE
Auch in der Gemeinde Hof wird mitgemischt
Mitdenken, mitreden und mitmischen ist von großer Bedeutung für eine lebendige und funktionierende Gemeinschaft. Es ist wichtig, Ideen und Anliegen zu äußern, sich für die Belange der Gemeinde zu interessieren, sich einzusetzen und gemeinsam Lösungen zu finden. Bürgerinnen und Bürger kennen ihre Gemeinde am besten und sind oft in der Lage, lokale Probleme genau zu erkennen und kreative Lösungen zu liefern.
„Wichtig ist uns auch, Gemeindepolitik im eigenen Umfeld zu verstehen. Der Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen der Gemeindepolitik kann überhöhten Erwartungen und Verdrossenheit vorbeugen.“, ist Vizebürgermeisterin Daniela Rosenegger aus Hof überzeugt. Es müsse aufgezeigt werden, dass jede und jeder in der eigenen Gemeinde mitwirken kann. „Und das Tolle daran ist: Die erreichten Verbesserungen, Vorschläge und Ideen kann man unmittelbar selbst erleben – vor der eigenen Haustür und im eigenen Lebensumfeld.“
Auch in Hof wurden die weiteren Projektschritte bereits geplant. So soll das Kennenlernen der gemeindeeigenen Einrichtungen bereits im Frühjahr stattfinden, und auch an einem eigenen Pubquiz für die Gemeinde wird gearbeitet.
Fotos: GE
Wie läuft das Projekt ab?
„Das Projekt zielt vor allem darauf ab, Menschen Demokratieprozesse und kritisches Denken näher zu bringen“, erklärt Projektverantwortlicher Alexander Glas. In vier Phasen lernen interessierte Erwachsene mehr über Politik von der kommunalen Ebene bis hin zur Landesebene:
In der ersten Phase kommt ein Politik-Experte in die Gemeinde. Dieser gibt Einblick in die Arbeit von gewählten Politikerinnen und Politikern und in die Funktionsweise von Gemeindeinstitutionen.
In der zweiten Phase machen Bürgerinnen und Bürger einen Spaziergang durch die Gemeinde, bei dem sie einen Blick hinter die Kulissen der Gemeinde-Einrichtungen werfen dürfen. „Dabei gibt es oft viele Geschichten zu erzählen“, sagt Glas. Alternativ – wie im Fall der Gemeinde Unken – findet ein Pub-Quiz statt. „Wir stellen dann Fragen wie ‚Aus wie vielen Nationen kommen Menschen unserer Gemeinde?‘ oder – was ich ja besonders interessant finde, weil nicht sichtbar – ‚Wie viel kostet das Verlegen eines Kilometers Glasfaserkabel?‘. Viele staunen, wenn sie erfahren, dass dies bis zu 70.000 Euro kosten kann.“
In der dritten Phase bringen sich Bürgerinnen und Bürger in der Ideenwerkstatt „Schimpfen, Spinnen, Schaffen“ ein. „Ergebnis sollen einige Projekte sein, die dann mit Freiwilligen umgesetzt werden, dabei begleitet und fördert die Gemeindeentwicklung“, informiert Alexander Glas.
In der vierten Phase können die Teilnehmenden den Salzburger Landtag bei einer Führung mit Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf kennenlernen.
Wer kann beim Projekt mitmachen?
„Alle erwachsenen Gemeindebürger:innen sind zum Mitmachen eingeladen. Das Projekt Mitmischen muss aber über die Gemeindepolitik und Gemeindeverwaltung organisiert werden. Nur mit ihrer Unterstützung ist es durchführbar“, sagt Glas. Wer ähnliche Projekte in anderen Bundesländern plant, kann sich gerne an ihn wenden: „Wir haben lange an dem Projekt gearbeitet und freuen uns, unser Wissen weiterzugeben.“
Weitere Infos zum Projekt gibt es hier.
Kontakt
Alexander Glas
Tel: 0662-872691-13
E-Mail: [email protected]
Alexander Glas von der Gemeindeentwicklung hat das Demokratie-Projekt „Mitmischen und Einmischen im Dorf“ für Erwachsene im Land Salzburg mitkonzipiert. Im Bild präsentiert er mit seiner Kollegin Emely Lucky ein Gemeinde-Puzzle.
Foto: SBW